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- Oder: Frieden mit Früher

 

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Menschenleben – ach! Leben überhaupt – ist Dichtung. Uns selber unbewusst leben wir es, Tag um Tag wie Stück um Stück, – in seiner unantastbaren Ganzheit aber lebt es, dichtet es uns. Weit, weitab von der alten Phrase vom "Sich-das-Leben-zum-Kunstwerk-machen"; wir sind nicht unser Kunstwerk.

Lou Andreas-Salomé

Anfänglich widmete sich vor allem die Psychoanalyse der biografischen Selbsterforschung als therapeutischem Ansatz. Andere Therapieschulen standen dem distanziert gegenüber. Inzwischen belegen verschiedene Forschungsergebnisse den heilenden Effekt der Biografiearbeit. Biografiearbeit wird mit Erwachsenen aller Altersgruppen, aber auch mit Kindern ausgeübt.

 

Eine besondere Form der Biografiearbeit ist die Lebensrückblicktherapie (life review). Lebensrückblick meint das Erinnern von bedeutsamen Lebenssituationen, einerseits erlebten Krisen und Konflikten, andererseits aber auch Erfolgen. Ziel ist es, den roten Faden im eigenen Leben zu finden und das zurückgelegte Leben als möglich zu akzeptieren. Bisweilen können durch die Erinnerungs-Arbeit auch Ressourcen für die Bewältigung gegenwärtiger Probleme aktiviert werden. Am Ende unseres Lebens jedoch kann die Gestaltung der Gegenwart und der nahen Zukunft nur selten «bewältigt» werden. Final geht es eher darum, sich selbst und der Welt gegenüber angesichts des Todes eine  «innere Haltung» zu entwickeln.

 

Biografiearbeit und Lebensrückblicktherapie können im Zwiegespräch oder in Gestalt einer persönlichen Niederschrift erfolgen, also als biographisches Gespräch oder als biographisches Schreiben.

 

THEMEN

 

Menschen mit schwerer Erkrankung

 

Das Leben ist voller Leid, Krankheit, Schmerz – und zu kurz ist es übrigens auch ...

Woody Allen

 

Eine schwere Erkrankung kann für die weitere Lebensführung einschneidend sein, vor allem wenn die Erkrankung langwährend ist. Das Lebens kann so vollständig aus dem Gleichgewicht geraten. Plötzlich scheint das Gestern bedeutungslos, wirkt das Heute düster und bleibt das Morgen ungewiss. Ein Lebensrückblick kann helfen, frühere erfolgreiche Strategien im Umgang mit schwierigen Situationen auf ihre gegenwärtige Brauchbarkeit hin zu überprüfen. Vielleicht sind sie eine Ressource für die Krankheitsbewältigung.

 

Verlustereignisse

 

Meistens belehrt erst der Verlust uns über den Wert der Dinge.

Arthur Schopenhauer (1788 - 1860)

 

Der Verlust eines nahen Angehörigen oder eines wichtigen Bestandteil des eigenen Lebens (wie z.B. der Arbeit) hinterlässt bei den Betroffenen meist Gefühle der Trauer und Leere. Unter veränderten Vorzeichen fragt das Leben um eine Neuausrichtung.

In diesem schwierigen Prozess bemüht sich ein professionell begleiteter Lebensrückblick um die Beantwortung von existentiellen Fragen wie «Wer bin ich noch?»  «... ohne meinen Partner?»  «... ohne meine Arbeit?» «Über welche Fertigkeiten verfüge ich, die augenblicklichen Schwierigkeiten zu überwinden?» «Was ist mir in meinem verbleibenden Leben noch wichtig?»

 

Sterben und Tod

 

Der Tod ist eine Leere, die plötzlich mitten im Leben eines Wesens aufbricht; das Seiende, das wie durch eine wundersame Verfinsterung plötzlich unsichtbar wird, stürzt auf einmal durch die Falltür des Nicht-Seins.“

Vladimir Jankélévitch (1903 - 1985)

 

Leben und Tod sind eng miteinander verwoben. Jedes Leben endigt mit dem Tod. Und der Tod ist die Voraussetzung für die Geburt neuen Lebens. Dennoch wird der Gedanke an das Thema «Sterben» oft beiseite geschoben. Gerade im Fall einer unheilbaren Erkrankung wird es jedoch unausweichlich, sich der Endlichkeit des eigenen Daseins zu stellen. Oft fällt es schwer, Gefühle der Angst und Wut, der Ohnmacht und Trauer mit dem Partner, den Kindern oder den Freunden zu teilen. Im Angesicht des Todes kann der Lebensrückblick von großer Ehrlichkeit geprägt sein. Lassen auch die körperlichen Kräfte nach, so denken wir doch mehr über unser Leben nach: Wann bin ich glücklich gewesen? Wann unglücklich? Was ist gut gelaufen? Was schlecht? Wo habe ich richtige Entscheidungen getroffen? Wo falsche? Wann sind Lebenswünsche offen geblieben? Wo habe ich Fehler gemacht oder vielleicht sogar Schuld auf mich geladen? Es besteht eine letzte Möglichkeit, Konflikte und Missverständnisse zu klären. Auch die Zeit bekommt meist eine neue Bedeutung. Sie wird auf geheimnisvolle Weise oft wesentlich bewusster und intensiver erlebt. Der anklopfende Tod fokussiert den «Sinn des Lebens» zu einem wichtigen Denkinhalt, dies in Bezug auf das bisher gelebte Leben («End-of-Life-Review») wie auch auf den Rest bis zum definiten Ableben.

 

 

 

THERAPIE

Mit einem erfahrenen Menschen sprechen oder schreiben

 

In früheren Zeiten fungierte der kirchliche Seelsorger oft als erfahrener Zuhörer an unserer Seite. In Lebenskrisen bot er geistliche Beratung. Er konnte helfen, einen Lebensrückblick zu gestalten. Die christliche Rede vom Gericht Gottes am Ende der Tage war zugleich eine Mahnung, sich des eigenen Lebens zu erinnern. Wenn die  Nervenärzte Viktor von Weizsäcker (1886 - 1957) und Viktor Frankl  (1905 - 1997) statt von Psychotherapie lieber von Ärztlicher Seelsorge sprachen, markieren sie, dass mit Anbruch der Moderne das Heil der Seele nicht mehr zum alleinigen Aufgabenkreis des Religiösen rechnet. Viele Grundtatsachen menschlicher Existenz (Tod, Angst, Einsamkeit, Schuld, Sinnlosigkeit) überschreiten das Therapeutische ins Philosophische und Religiöse. Die rationalen Problemlösungen versagen. Sterblichkeit zum Beispiel lässt sich wahrscheinlich nicht als therapeutisches Problem lösen, sondern lediglich als Tatsache anerkennen.

Biografisches Gespräch. Wenn Sie sich nach einem Vorgespräch auf einen von mir begleiteten Lebensrückblick einlassen, werde ich mit Ihnen eine Anzahl Gespräche (meist 10 bis 20) führen. Die Gespräche sind vertraulich. In besonders gelagerten Fällen können die Gespräche auch per Video-Sprechstunde durchgeführt werden. In den Gesprächen werde ich Sie anleiten, Ihr bisheriges Leben systematisch zu betrachten. Es beginnt mit der frühen Kindheit und Ihrem damaligen Zuhause. Ich werde Ihnen zur Anregung Ihrer Erinnerungen Fragen vorschlagen. Letztlich entscheiden Sie aber, welche Themen und Lebensereignisse Ihnen wichtig sind und in den Mittelpunkt der Erörterung treten. Meine vornehmste Aufgabe besteht darin, Sie zu detaillierten Erinnerungen anzuregen und Sie bei der Reflexion derselben zu unterstützen. Wenn Sie für Ihren Lebensrückblick einen erfahrenen Zuhörer zur Seite haben möchten, begleite ich Sie gerne bei dieser Bemühung. Falls Sie nicht mehr mobil sind, kann ich prüfen, ob ein Hausbesuch möglich ist.

Biografisches Schreiben. Wer «schreibend erzählt», kann in seine Erinnerungen eintauchen und sich von diesen leiten lassen. Erinnerungen kommen zu Bewusstsein, die im Gespräch eher nicht Thema werden. Der Schreiber braucht auf die Erwartungen allfälliger Zuhörer keine Rücksicht zu nehmen. Dem mündlichen Erzählen ähnlich sind die Gedanken und Gefühle beim Schreiben nicht einfach da. Sie entstehen erst im Prozess des Schreibens. Auch kann das Geschriebene zur Seite gelegt und später wieder gelesen werden. So kann der Biograf von seinem eigenen Selbst-Bild Abstand nehmen und einen besseren Überblick gewinnen über sich und seine Geschichten. Was beim Erzählen die Zuhörer sind beim Schreiben die Leser. Der Autor von Lebenserinnerungen entscheidet, ob und ggf. wem er sie zum Lesen überlässt. Sie suchen jemanden, der Sie beim Schreiben Ihrer Biografie begleitet? Oder Sie suchen jemand, der die Biografie für Sie schreibt? Dann freue ich mich, für Sie tätig zu werden! Was Sie mir anvertrauen, bleibt in treuen Händen. Eine Biografie als Schrift zu erstellen, nimmt einige Zeit in Anspruch. Nach einem ersten Gespräch über Ihre Wünsche, unterbreite ich Ihnen gerne ein Angebot.